Das Leben im Heim  

….nach Jahren, das es mir in einem ganz normalen Krankenhaus besser ging als bei den anderen Krankenhäusern in denen ich schon gewesen bin.
ich durfte wieder Kind sein, oder eher gesagt das Quietschvergnügte Kind was ich einmal war, obwohl ich schon fast 15 Jahre alt wurde.
Aber in diesen Momenten habe ich das getan was mir am meisten Spaß machte und Dinge wozu ich endlich die Zeit fand und um zur Ruhe zu kommen.

An einem, Stürmischen Regentag im Januar setzte ich mich auf meine Bettkante im Krankenhauszimmer und schrieb meiner Mutter einen langen Brief, dieser passte kaum in einen ganz gewöhnlichen Umschlag rein.

ich schrieb mir alles von der Seele, was ich bis zu diesem Zeitpunkt erlebte und erfahren habe.

Leider habe ich diesen Brief heute nicht mehr und ich weiß auch nicht mehr was ich alles geschrieben habe.

Ich glaube , ich fand es einfach fürchterlich ohne Vorwarnung von Zuhause getrennt zu werden, Ja es war eine Entführung. Ich war total geschockt und Empört zugleich, ich hätte nie gedacht das alles so schnell gehen könnte.

Aber wenn ich heute zurück denke, es war nicht verwunderlich. Sondern vielleicht doch die Rettung in letzter Minute, wenn es in dem Moment auch das schlimmste Erlebnis war, was ich erlebt habe.


Am anderen Morgen gab ich den Brief einer Betreuerin die mit uns kranken Kindern und Jugendlichen in einem Raum im Keller bastelte, ich vertraute ihr, dass sie den Brief in den Briefkasten wirft.

Denn irgendwie mochte ich die Betreuerin ganz gern.
Nach der Bastelstunde ging ich mit dem frohen und erleichterten Gedanken
auf mein Zimmer und machte mir schon sorgen was wohl meine Mutter denken würde wenn sie den Brief liest , damals habe ich gar nicht gewusst das auch dieser Brief sie hätte so stark belasten können das sie wieder , wie sie es immer tat zur Flasche griff.

Trotzdem ich wollte meiner Mutter mitteilen wie es mir ging und das nun hier im Heim ein ganz anderes Leben ist als Zuhause.

Durch so mancher Infusionen und Cortison hellte ich auch innerhalb kürzester Zeit wieder auf und freute mich jedes mal wenn mich die Erzieher vom Heim besuchen kamen. Oft brachten sie mir auch etwas mit. Am meisten wünschte ich mir die Chips von Funny Frisch.

Die bekam ich auch.

Rita , die Erzieherin die für mich zuständig war , mochte ich immer mehr und sie schenkte mir ein Buch , dessen Namen ich bis heute nicht vergessen habe.

Lauf nicht weg, Christina“ Von Antol Feid von den Rotfuchs Verlag , leider gibt es das Buch heute nur noch sehr selten.

Man müsste es schon gebraucht kaufen,

So hatte ich erst vor ein paar Monaten das Glück mir ein Exemplar zu bestellen.

Als ich darin lies, war es ebenso wie damals als ich das Buch in die Hand nahm und es erst wieder ablegte als ich es zu Ende gelesen habe. Es spiegelte so sehr meine Geschichte wieder , das man hätte glauben können ich lese meine eigene Geschichte. Zumindest was den Inhalt, betrifft kommt dieser meinem Leben sehr nahe und ich denke auch vieler anderer Kinder die bei Alkoholkranken Eltern aufwachsen mussten.


Am nächsten Tag sollte ich dann gesund entlassen werden, mit dem Vorbehalt mich öfter und Gründlich alle paar Monate für ein paar Tage im Krankenhaus durchchecken zu lassen.

Eine Erzieherin Namens Silvia holte mich an diesem Tag ab.

Silvia mochte ich nicht so gern, sie war in etwa wie eine ältere Tante , sie konnte zwar auch nett sein aber sie Kritisierte mich und stichelte wenn es um die Gefühle zu meiner Mutter ging. Ich glaube viele haben damals die Gefühle nicht verstanden die ich zu meiner Mutter hatte, warum ich mich beinahe aufopferte für einen Kampf der doch eigentlich Sinnlos erschien.

Als wir nach unten gingen um noch ein paar gebastelte Sachen aus dem Kellerraum zu holen , trafen wir auf die Betreuerin die dann abseits mit Silvia sprach, es ging um den Brief den sie nicht abgeschickt hatte.

Dieser Brief war meine Hoffnung dass meine Mutter kommt und mich aus dem Heim herausholt und dass sie einfach nur Bescheid weiß.

Aber da wussten die Erzieher und Betreuer und Heimleiter schon mehr.
Ich war so traurig das man den Brief nicht weg schickte das ich anfing zu weinen, die ganze Fahrt bis zum Heim, circa Fünfunddreißig Minuten lang.

Ich sagte sonst nichts ich war einfach total Fix und fertig und dachte bei mir wie soll das hier noch weiter gehen.

Hier werde ich niemals raus kommen.

Nie und nimmer , ich fühle mich wie eingesperrt.


Meine Erzieherin, war irgendwie anders locker und überhaupt nicht streng eher fast liebevoll.

Sie war die einzigste der ich einiges anvertrauen konnte. Den anderen Erziehern mich zu öffnen fiel mir oft schwer vor allem haben mir einige nicht geglaubt wenn ich etwas gesagt habe, dann sagte ich lieber gar nichts bis Rita, meine Erzieherin wieder da war.

Zuerst war ich noch ein paar Tage , an den Vormittagsstunden alleine, die anderen Kinder waren ja alle in der Schule und ich musste erst noch etwas warten.

Ich hab dann auf Anweisung die Bäder geputzt , was ich eigentlich ganz gern gemacht habe.


Im Februar kam ich dann auf die Albert-Schweizer Schule nach Hameln, dort hat es mir von Anfang an gut gefallen ich hatte ganz nette und aufmerksame Mitschüler und noch eine bessere Lehrerin die ich auch sehr mochte.
Was mir sonst so große Angst bereitete, zum Beispiel auf Kindern zu zugehen mit denen zu reden in der Pause einfach etwas offener zu sein fiel mir nun nicht mehr schwer , wenn ich auch zu Anfang sehr ängstlich und zurückhaltend war habe ich meine zwei Jahre Schule bis zum Abschluss noch gut gemeistert.
Natürlich gab es auch mal ein paar Probleme oder Schwierigkeiten aber nicht so als wären sie nicht aus der Welt zu schaffen.

Mobbing erlebte ich dort zum Glück nicht mehr. Es war eine riesige Schule nicht zu vergleichen mit der in meinem Heimatort.

Ich ging dort gern zur Schule wenn es auch immer eine lange Fahrt war bis nach Hameln.

Im Winter fuhr der Bus manchmal gar nicht weil dort oben am Wald wo das Heim lag , alles voll geschneit war.


Ich erfuhr erst irgendwann im März 1992 dass meine Mutter in ein Krankenhaus gekommen ist.
Ich machte mir Große Sorgen und wollte Sie sofort sehen, aber das durfte ich nicht. Man sagte mir dass ich eventuell mit Herrn Hammermeister und meiner Tante meine Mutter besuchen dürfe, aber es stünde noch nichts Fest.
Die Zeit verging ohne dass ich etwas vom Jugendamt hörte, auch die Erzieher schienen nichts zu wissen.
Irgendwann
verlegten mich die Erzieher in ein Dreibettzimmer wo noch zwei andere Mädchen mit mir das Zimmer teilen sollten.

Die ersten zwei Tage ging noch alles gut danach fing der Psycho Terror an, man stellte mich bloß und unterstellte mir das ich lügen würde , das ich klauen würde. Absichtlich hatte man etwas in meine Schublade gesteckt um es so aussehen zu lassen , als ob ich es genommen hätte und das schlimmste war das sie Handgreiflich mir gegenüber wurden und mich in die Dusche schleppten , die Jugendlichen zogen an meinen Sachen , schleuderten mich herum als ob ich nur ein Stück Vieh wäre, die anderen standen um herum und lachten, irgendwie schafften sie es das ich beinahe nackt unter der Dusche stand und Sie kaltes Wasser aufdrehten das an mir herunter floss.
Alle standen um die Dusche herum und lachten mich aus,Ich hockte mich in die Knie und Schloss meine Augen.

In diesem Moment war ich so fertig mit den Nerven das ich sofort nach Hause wollte.

Nach der Schule verschanzte ich mich in irgendeiner Ecke im Heim, wo die anderen mich nicht finden konnten.

Auch in den Nächsten Tagen wurde es nicht besser mit dem Attackieren, ich wusste nicht was ich getan habe das ich das verdient habe.

Ich fragte das auch noch, aber sie lachten nur höhnisch und dreist.

Sie drohten mir wenn ich etwas sage dann würden sie mich Grün und Blau schlagen.
Und ich sagte auch nichts, ich hielt meinen Mund immer… bis zu dem einem Tag, es passte sich so gut den Rita , meine Erzieherin musste ein Jugendlichen in Extertal von einem Billard Café abholen.
Ich erinnere mich noch gut an diese Fahrt, es war draußen schon Dunkel und es Regnete in Strömen.

Auf der Hinfahrt erzählte ich ihr dann alles, ich war so froh dass sie mich verstand und sagte zu mir dass sie mit den beiden Mädchen reden will. Erst hatte ich Angst, aber dann war ich doch froh dass es endlich raus war.

Noch am selben Abend , als ich schon im Bett lag und versuchte zu schlafen, hörte ich wie die Mädchen untereinander tuschelten sie packten ihre Taschen zusammen , ich dachte welch ein Glück würde das Sein wenn sie hier verschwinden. Und genauso war es, Ich tat so als ob ich wach würde ich wollte ihnen wenigstens zum Abschluss noch einen Schrecken einjagen, sie hätten bestimmt gedacht das ich sie verpetze und dann würden sie nicht weit kommen und wieder zurück ins Heim kommen. Und genau das wollte ich nicht, deswegen spielte ich das Spiel mit, und sagte niemanden ein Wort mir war es auch egal was sie taten. Das war die ausgleichende Gerechtigkeit dafür was sie mir angetan hatten.
Die beiden Mädchen packten ihre Taschen und Rucksäcke und verabschiedeten sich von mir herzlich mit Entschuldigung, doch diese kam in meinen Augen viel zu spät, ich glaube sie waren einfach nur froh endlich abhauen zu können.
Durch ein Fenster zum Hof hin sind sie geklettert. Wohin und wie genau das weiß ich nicht.


Puh“ Endlich war ich die Los, und konnte wenigstens in dieser Nacht ruhig schlafen. Aber immerhin waren noch andere Heimbewohner dort die mich auch nicht so recht leiden konnten. Ich glaube sie haben mich nicht verstanden. Aber ich habe damals halt nur alles von meiner Seite betrachtet und dachte , wie kann man denn froh darüber sein , im Heim zu leben.
I
mmerhin war es nicht mehr so schlimm wie vorher.

Aber nur einen Tag später , standen die beiden Mädchen die noch geflüchtet waren wieder vor der Dienstzimmer Türe, total durchnässt vom Regen.

Das war das letzte Mal , als ich Sie sah.

Ich glaube sie sind dann in ein anderes Heim gekommen.
Anfang April, in den Osterferien machten wir eine Kanu fahrt. Noch nie habe ich auf so einem wackeligen Ding gesessen und ich hatte Furchtbare Angst ich könnte ins Wasser fallen da ich ja nicht schwimmen konnte.

Bei einer Rast irgendwo am Ufer bemerkte ich beim Aussteigen nicht, das dort kein fester Boden war sondern noch tiefes Wasser und Schilfgras und ich fiel ins Wasser und hatte die schlimmste Todesangst die man sich im Wasser vorstellen kann. Ich schrie um mein Leben dann zog mich mit aller Gewalt zwei Hände aus dem Wasser ich war von oben bis unten Nass, der Erzieher der mitgefahren ist sagte das ich mich umziehen sollte, Ich hatte aber nichts zum Wechseln dabei, und von den Kindern und Jugendlichen gab es niemanden der mir etwas ausleihen wollte und konnte.

Und wenn sollte ich mich vor allen ausziehen und umziehen ??

Weit und breit gab es keine Toilette wo man sich hätte umziehen können.

Er sagte dann „Tja ist dein Pech“ Alle anderen grinsten. Und so musste ich noch den Rest des Tages in Nassen Klamotten bleiben.

Es wurde Kühl draußen , der Himmel verzog sich mit dunklen Wolken und es schien so als würde es bald Regen geben.

Wir gingen dann etwas später doch in irgendeine Gaststätte und aßen etwas und ich fing an zu frieren meine Haut war von der Nässe schon ganz auf gequollen.
Meine Füße taten so weh das ich nicht mehr laufen konnte, da auch meine Schuhe und die Socken Nass waren, das die Haut unter der Sohle aufriss und anfing weh zu tun.


Nach einer Weile fuhren wir dann zurück ins Heim, sofort ging ich unter die warme Dusche, dann zog ich mich um und legte mich in mein Bett.

Den Abend und die Nacht werde ich wohl nie vergessen, welche Schmerzen ich hatte, an der aufgesprungenen Haut.

Am anderen Tag war ich zum Glück nur verschnupft aber nicht ernsthaft krank.


Das Jugendamt besuchte mich und erzählte mir das meine Mutter sehr lange im Krankenhaus gelegen habe. Und das sie nun in einer Woche entlassen wird.
Ich musste es leider so hinnehmen dass ich meine Mutter nicht besuchen durfte.
Ich fragte Herrn Hammermeister ob er meiner Mutter ausrichten würde dass es mir gut ginge und dass ich sie sehr lieb habe. „Ja“ Sagte er, das mache ich.


Ein ganzes halbes Jahr , verging und
hatte noch keinen Kontakt zu meiner Mutter, noch nicht mal ein Anruf.

Ich fand mich mit der Zeit mit den Gedanken ab, das ich meine Mutter nicht sehen oder hören durfte. Natürlich fehlte sie mir sehr. Aber ich habe nun doch öfter auch an mich gedacht und weniger an Sie.

Vielleicht ist es das beste so gewesen , für diesen Zeitraum.

es gab auch schöne Zeiten in denen es mir wirklich gut zu gehen schien im Heim und wenn irgendwelche Jugendlichen mal wieder ihren Frust an mir auslassen wollten, wollte ich am liebsten Abhauen.
Dennoch hatte ich das Gefühl das ich ein fröhliches Kind , oder doch Heranwachsende sein wollte und es auch oft versuchte.

Ich fühlte mich gut, wenn man mich für irgendetwas lobte und ich spürte auch wenn es ehrlich gemeint war.
Mit Rita hatte ich wirklich eine gute Erzieherin an meiner Seite, oft wünschte ich mir dass sie öfter oder sie nur ganz alleine für uns im Heim zuständig wäre. Sie war auch die einzige der ich einmal gesagt habe, das ich sie sehr gern habe. Das hätte ich mir weiß Gott niemals von mir gedacht einer anderen Erziehungsperson zu sagen als meiner Mutter.
So langsam nabelte ich mich von den Gedanken ab zu meiner Mutter zurück zu gehen, ich wusste ja nun auch dass ich hier die Schule zu Ende bringen sollte.
Vieles nahm ich einfach so hin und gehorchte den Erziehern und den Leuten vom Jugendamt, ich dachte umso besser ich mich gebe umso eher kann ich vielleicht nach Hause.


Jedoch weit gefehlt, es war grausam und Qualvoll was ich noch erleben durfte, ich glaube das was ich damals erlebt und mit meiner Mutter mitgemacht habe, könnte ich heute nicht noch einmal. Ich muss wohl echt ein starkes Mädchen gewesen sein, mit so viel Lebenswillen und Kraft das all die schlimmen Zeiten mir heute nur noch vorkommen als sei ich die Hauptrolle in meinem eigenen Film.

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Das Leben im Heim  

Das Leben im Heim  

….nach Jahren, das es mir in einem ganz normalen Krankenhaus besser ging als bei den anderen Krankenhäusern in denen ich schon gewesen bin.
ich durfte wieder Kind sein, oder eher gesagt das Quietschvergnügte Kind was ich einmal war, obwohl ich schon fast 15 Jahre alt wurde.
Aber in diesen Momenten habe ich das getan was mir am meisten Spaß machte und Dinge wozu ich endlich die Zeit fand und um zur Ruhe zu kommen.

An einem, Stürmischen Regentag im Januar setzte ich mich auf meine Bettkante im Krankenhauszimmer und schrieb meiner Mutter einen langen Brief, dieser passte kaum in einen ganz gewöhnlichen Umschlag rein.

ich schrieb mir alles von der Seele, was ich bis zu diesem Zeitpunkt erlebte und erfahren habe.

Leider habe ich diesen Brief heute nicht mehr und ich weiß auch nicht mehr was ich alles geschrieben habe.

Ich glaube , ich fand es einfach fürchterlich ohne Vorwarnung von Zuhause getrennt zu werden, Ja es war eine Entführung. Ich war total geschockt und Empört zugleich, ich hätte nie gedacht das alles so schnell gehen könnte.

Aber wenn ich heute zurück denke, es war nicht verwunderlich. Sondern vielleicht doch die Rettung in letzter Minute, wenn es in dem Moment auch das schlimmste Erlebnis war, was ich erlebt habe.


Am anderen Morgen gab ich den Brief einer Betreuerin die mit uns kranken Kindern und Jugendlichen in einem Raum im Keller bastelte, ich vertraute ihr, dass sie den Brief in den Briefkasten wirft.

Denn irgendwie mochte ich die Betreuerin ganz gern.
Nach der Bastelstunde ging ich mit dem frohen und erleichterten Gedanken
auf mein Zimmer und machte mir schon sorgen was wohl meine Mutter denken würde wenn sie den Brief liest , damals habe ich gar nicht gewusst das auch dieser Brief sie hätte so stark belasten können das sie wieder , wie sie es immer tat zur Flasche griff.

Trotzdem ich wollte meiner Mutter mitteilen wie es mir ging und das nun hier im Heim ein ganz anderes Leben ist als Zuhause.

Durch so mancher Infusionen und Cortison hellte ich auch innerhalb kürzester Zeit wieder auf und freute mich jedes mal wenn mich die Erzieher vom Heim besuchen kamen. Oft brachten sie mir auch etwas mit. Am meisten wünschte ich mir die Chips von Funny Frisch.

Die bekam ich auch.

Rita , die Erzieherin die für mich zuständig war , mochte ich immer mehr und sie schenkte mir ein Buch , dessen Namen ich bis heute nicht vergessen habe.

Lauf nicht weg, Christina“ Von Antol Feid von den Rotfuchs Verlag , leider gibt es das Buch heute nur noch sehr selten.

Man müsste es schon gebraucht kaufen,

So hatte ich erst vor ein paar Monaten das Glück mir ein Exemplar zu bestellen.

Als ich darin lies, war es ebenso wie damals als ich das Buch in die Hand nahm und es erst wieder ablegte als ich es zu Ende gelesen habe. Es spiegelte so sehr meine Geschichte wieder , das man hätte glauben können ich lese meine eigene Geschichte. Zumindest was den Inhalt, betrifft kommt dieser meinem Leben sehr nahe und ich denke auch vieler anderer Kinder die bei Alkoholkranken Eltern aufwachsen mussten.


Am nächsten Tag sollte ich dann gesund entlassen werden, mit dem Vorbehalt mich öfter und Gründlich alle paar Monate für ein paar Tage im Krankenhaus durchchecken zu lassen.

Eine Erzieherin Namens Silvia holte mich an diesem Tag ab.

Silvia mochte ich nicht so gern, sie war in etwa wie eine ältere Tante , sie konnte zwar auch nett sein aber sie Kritisierte mich und stichelte wenn es um die Gefühle zu meiner Mutter ging. Ich glaube viele haben damals die Gefühle nicht verstanden die ich zu meiner Mutter hatte, warum ich mich beinahe aufopferte für einen Kampf der doch eigentlich Sinnlos erschien.

Als wir nach unten gingen um noch ein paar gebastelte Sachen aus dem Kellerraum zu holen , trafen wir auf die Betreuerin die dann abseits mit Silvia sprach, es ging um den Brief den sie nicht abgeschickt hatte.

Dieser Brief war meine Hoffnung dass meine Mutter kommt und mich aus dem Heim herausholt und dass sie einfach nur Bescheid weiß.

Aber da wussten die Erzieher und Betreuer und Heimleiter schon mehr.
Ich war so traurig das man den Brief nicht weg schickte das ich anfing zu weinen, die ganze Fahrt bis zum Heim, circa Fünfunddreißig Minuten lang.

Ich sagte sonst nichts ich war einfach total Fix und fertig und dachte bei mir wie soll das hier noch weiter gehen.

Hier werde ich niemals raus kommen.

Nie und nimmer , ich fühle mich wie eingesperrt.


Meine Erzieherin, war irgendwie anders locker und überhaupt nicht streng eher fast liebevoll.

Sie war die einzigste der ich einiges anvertrauen konnte. Den anderen Erziehern mich zu öffnen fiel mir oft schwer vor allem haben mir einige nicht geglaubt wenn ich etwas gesagt habe, dann sagte ich lieber gar nichts bis Rita, meine Erzieherin wieder da war.

Zuerst war ich noch ein paar Tage , an den Vormittagsstunden alleine, die anderen Kinder waren ja alle in der Schule und ich musste erst noch etwas warten.

Ich hab dann auf Anweisung die Bäder geputzt , was ich eigentlich ganz gern gemacht habe.


Im Februar kam ich dann auf die Albert-Schweizer Schule nach Hameln, dort hat es mir von Anfang an gut gefallen ich hatte ganz nette und aufmerksame Mitschüler und noch eine bessere Lehrerin die ich auch sehr mochte.
Was mir sonst so große Angst bereitete, zum Beispiel auf Kindern zu zugehen mit denen zu reden in der Pause einfach etwas offener zu sein fiel mir nun nicht mehr schwer , wenn ich auch zu Anfang sehr ängstlich und zurückhaltend war habe ich meine zwei Jahre Schule bis zum Abschluss noch gut gemeistert.
Natürlich gab es auch mal ein paar Probleme oder Schwierigkeiten aber nicht so als wären sie nicht aus der Welt zu schaffen.

Mobbing erlebte ich dort zum Glück nicht mehr. Es war eine riesige Schule nicht zu vergleichen mit der in meinem Heimatort.

Ich ging dort gern zur Schule wenn es auch immer eine lange Fahrt war bis nach Hameln.

Im Winter fuhr der Bus manchmal gar nicht weil dort oben am Wald wo das Heim lag , alles voll geschneit war.


Ich erfuhr erst irgendwann im März 1992 dass meine Mutter in ein Krankenhaus gekommen ist.
Ich machte mir Große Sorgen und wollte Sie sofort sehen, aber das durfte ich nicht. Man sagte mir dass ich eventuell mit Herrn Hammermeister und meiner Tante meine Mutter besuchen dürfe, aber es stünde noch nichts Fest.
Die Zeit verging ohne dass ich etwas vom Jugendamt hörte, auch die Erzieher schienen nichts zu wissen.
Irgendwann
verlegten mich die Erzieher in ein Dreibettzimmer wo noch zwei andere Mädchen mit mir das Zimmer teilen sollten.

Die ersten zwei Tage ging noch alles gut danach fing der Psycho Terror an, man stellte mich bloß und unterstellte mir das ich lügen würde , das ich klauen würde. Absichtlich hatte man etwas in meine Schublade gesteckt um es so aussehen zu lassen , als ob ich es genommen hätte und das schlimmste war das sie Handgreiflich mir gegenüber wurden und mich in die Dusche schleppten , die Jugendlichen zogen an meinen Sachen , schleuderten mich herum als ob ich nur ein Stück Vieh wäre, die anderen standen um herum und lachten, irgendwie schafften sie es das ich beinahe nackt unter der Dusche stand und Sie kaltes Wasser aufdrehten das an mir herunter floss.
Alle standen um die Dusche herum und lachten mich aus,Ich hockte mich in die Knie und Schloss meine Augen.

In diesem Moment war ich so fertig mit den Nerven das ich sofort nach Hause wollte.

Nach der Schule verschanzte ich mich in irgendeiner Ecke im Heim, wo die anderen mich nicht finden konnten.

Auch in den Nächsten Tagen wurde es nicht besser mit dem Attackieren, ich wusste nicht was ich getan habe das ich das verdient habe.

Ich fragte das auch noch, aber sie lachten nur höhnisch und dreist.

Sie drohten mir wenn ich etwas sage dann würden sie mich Grün und Blau schlagen.
Und ich sagte auch nichts, ich hielt meinen Mund immer… bis zu dem einem Tag, es passte sich so gut den Rita , meine Erzieherin musste ein Jugendlichen in Extertal von einem Billard Café abholen.
Ich erinnere mich noch gut an diese Fahrt, es war draußen schon Dunkel und es Regnete in Strömen.

Auf der Hinfahrt erzählte ich ihr dann alles, ich war so froh dass sie mich verstand und sagte zu mir dass sie mit den beiden Mädchen reden will. Erst hatte ich Angst, aber dann war ich doch froh dass es endlich raus war.

Noch am selben Abend , als ich schon im Bett lag und versuchte zu schlafen, hörte ich wie die Mädchen untereinander tuschelten sie packten ihre Taschen zusammen , ich dachte welch ein Glück würde das Sein wenn sie hier verschwinden. Und genauso war es, Ich tat so als ob ich wach würde ich wollte ihnen wenigstens zum Abschluss noch einen Schrecken einjagen, sie hätten bestimmt gedacht das ich sie verpetze und dann würden sie nicht weit kommen und wieder zurück ins Heim kommen. Und genau das wollte ich nicht, deswegen spielte ich das Spiel mit, und sagte niemanden ein Wort mir war es auch egal was sie taten. Das war die ausgleichende Gerechtigkeit dafür was sie mir angetan hatten.
Die beiden Mädchen packten ihre Taschen und Rucksäcke und verabschiedeten sich von mir herzlich mit Entschuldigung, doch diese kam in meinen Augen viel zu spät, ich glaube sie waren einfach nur froh endlich abhauen zu können.
Durch ein Fenster zum Hof hin sind sie geklettert. Wohin und wie genau das weiß ich nicht.


Puh“ Endlich war ich die Los, und konnte wenigstens in dieser Nacht ruhig schlafen. Aber immerhin waren noch andere Heimbewohner dort die mich auch nicht so recht leiden konnten. Ich glaube sie haben mich nicht verstanden. Aber ich habe damals halt nur alles von meiner Seite betrachtet und dachte , wie kann man denn froh darüber sein , im Heim zu leben.
I
mmerhin war es nicht mehr so schlimm wie vorher.

Aber nur einen Tag später , standen die beiden Mädchen die noch geflüchtet waren wieder vor der Dienstzimmer Türe, total durchnässt vom Regen.

Das war das letzte Mal , als ich Sie sah.

Ich glaube sie sind dann in ein anderes Heim gekommen.
Anfang April, in den Osterferien machten wir eine Kanu fahrt. Noch nie habe ich auf so einem wackeligen Ding gesessen und ich hatte Furchtbare Angst ich könnte ins Wasser fallen da ich ja nicht schwimmen konnte.

Bei einer Rast irgendwo am Ufer bemerkte ich beim Aussteigen nicht, das dort kein fester Boden war sondern noch tiefes Wasser und Schilfgras und ich fiel ins Wasser und hatte die schlimmste Todesangst die man sich im Wasser vorstellen kann. Ich schrie um mein Leben dann zog mich mit aller Gewalt zwei Hände aus dem Wasser ich war von oben bis unten Nass, der Erzieher der mitgefahren ist sagte das ich mich umziehen sollte, Ich hatte aber nichts zum Wechseln dabei, und von den Kindern und Jugendlichen gab es niemanden der mir etwas ausleihen wollte und konnte.

Und wenn sollte ich mich vor allen ausziehen und umziehen ??

Weit und breit gab es keine Toilette wo man sich hätte umziehen können.

Er sagte dann „Tja ist dein Pech“ Alle anderen grinsten. Und so musste ich noch den Rest des Tages in Nassen Klamotten bleiben.

Es wurde Kühl draußen , der Himmel verzog sich mit dunklen Wolken und es schien so als würde es bald Regen geben.

Wir gingen dann etwas später doch in irgendeine Gaststätte und aßen etwas und ich fing an zu frieren meine Haut war von der Nässe schon ganz auf gequollen.
Meine Füße taten so weh das ich nicht mehr laufen konnte, da auch meine Schuhe und die Socken Nass waren, das die Haut unter der Sohle aufriss und anfing weh zu tun.


Nach einer Weile fuhren wir dann zurück ins Heim, sofort ging ich unter die warme Dusche, dann zog ich mich um und legte mich in mein Bett.

Den Abend und die Nacht werde ich wohl nie vergessen, welche Schmerzen ich hatte, an der aufgesprungenen Haut.

Am anderen Tag war ich zum Glück nur verschnupft aber nicht ernsthaft krank.


Das Jugendamt besuchte mich und erzählte mir das meine Mutter sehr lange im Krankenhaus gelegen habe. Und das sie nun in einer Woche entlassen wird.
Ich musste es leider so hinnehmen dass ich meine Mutter nicht besuchen durfte.
Ich fragte Herrn Hammermeister ob er meiner Mutter ausrichten würde dass es mir gut ginge und dass ich sie sehr lieb habe. „Ja“ Sagte er, das mache ich.


Ein ganzes halbes Jahr , verging und
hatte noch keinen Kontakt zu meiner Mutter, noch nicht mal ein Anruf.

Ich fand mich mit der Zeit mit den Gedanken ab, das ich meine Mutter nicht sehen oder hören durfte. Natürlich fehlte sie mir sehr. Aber ich habe nun doch öfter auch an mich gedacht und weniger an Sie.

Vielleicht ist es das beste so gewesen , für diesen Zeitraum.

es gab auch schöne Zeiten in denen es mir wirklich gut zu gehen schien im Heim und wenn irgendwelche Jugendlichen mal wieder ihren Frust an mir auslassen wollten, wollte ich am liebsten Abhauen.
Dennoch hatte ich das Gefühl das ich ein fröhliches Kind , oder doch Heranwachsende sein wollte und es auch oft versuchte.

Ich fühlte mich gut, wenn man mich für irgendetwas lobte und ich spürte auch wenn es ehrlich gemeint war.
Mit Rita hatte ich wirklich eine gute Erzieherin an meiner Seite, oft wünschte ich mir dass sie öfter oder sie nur ganz alleine für uns im Heim zuständig wäre. Sie war auch die einzige der ich einmal gesagt habe, das ich sie sehr gern habe. Das hätte ich mir weiß Gott niemals von mir gedacht einer anderen Erziehungsperson zu sagen als meiner Mutter.
So langsam nabelte ich mich von den Gedanken ab zu meiner Mutter zurück zu gehen, ich wusste ja nun auch dass ich hier die Schule zu Ende bringen sollte.
Vieles nahm ich einfach so hin und gehorchte den Erziehern und den Leuten vom Jugendamt, ich dachte umso besser ich mich gebe umso eher kann ich vielleicht nach Hause.


Jedoch weit gefehlt, es war grausam und Qualvoll was ich noch erleben durfte, ich glaube das was ich damals erlebt und mit meiner Mutter mitgemacht habe, könnte ich heute nicht noch einmal. Ich muss wohl echt ein starkes Mädchen gewesen sein, mit so viel Lebenswillen und Kraft das all die schlimmen Zeiten mir heute nur noch vorkommen als sei ich die Hauptrolle in meinem eigenen Film.

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