Alkoholiker, Co-abhängige, Familienkrankheit

Irgendwann zwischen dem zwanzigsten und dem dreißigsten Lebensjahr holen die langen Schatten der Kindheit die erwachsen gewordenen Kinder aus sucht belasteten Familien meist ein. Fragen tauchen auf: Ist es eigentlich normal, das eigene Leben als eine Art Dauerkrise zu erleben? Ist es normal, dass man immer wieder an die gleiche Art von Partner/innen gerät, mit denen man die immer wieder gleiche Art von destruktiven Beziehungen lebt? Ist es normal, seinen Platz im Berufsleben ewig nicht zu finden und sich auf jeder Stelle als Fehlbesetzung zu fühlen? Was ist normal? War es normal, was in der eigenen Familie als Normalität gelebt wurde? Könnte das Suchtproblem von Vater oder Mutter etwas damit zu tun haben, dass man einfach oft den „Code“ nicht kennt, mit dem dieses Leben sich erschließt?

In Familien mit Alkoholproblematik gibt es für die Kinder kaum Aufmerksamkeit. Der süchtige Elternteil kreist mit seinen/ihren Gedanken um den Alkohol. Der andere Elternteil kreist mit seinen/ihren Gedanken um den Süchtigen. Die Bedürfnisse der Kinder fallen dabei häufig unter den Tisch. Sie fühlen sich oft für ihre Eltern verantwortlich und übernehmen früh Aufgaben, für die sie noch viel zu klein sind. Sie erledigen z. B. den Haushalt, versorgen jüngere Geschwister, kontrollieren den Alkoholkonsum des süchtigen Elternteils, besorgen Alkohol oder gießen Alkohol in den Abfluss. Oft verhalten sich die Kinder, als wären sie die Eltern ihrer Eltern.

In einer alkoholkranken Familie ist nichts sicher

Wenn Zuneigung und Aufmerksamkeit davon abhängig sind, ob und wie viel der alkoholkranke Elternteil getrunken hat, wird die Unsicherheit zur oft einzigen Konstante im Leben der Kinder. Alkoholiker/innen lieben ihre Kinder, sie unterliegen aber aufgrund ihrer Krankheit starken Stimmungsschwankungen. Die Kinder werden durch dieses emotionale Wechselbad stark verunsichert. Wie Seismografen versuchen sie, jedes Anzeichen für eine drohende Stimmungsschwankung zu erkennen und sich darauf einzustellen. Letztlich sind sie aber der Unberechenbarkeit der Familiensituation ausgeliefert.

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In Familien mit Alkoholproblematik gibt es für die Kinder kaum Aufmerksamkeit. Der süchtige Elternteil kreist mit seinen/ihren Gedanken um den Alkohol. Der andere Elternteil kreist mit seinen/ihren Gedanken um den Süchtigen. Die Bedürfnisse der Kinder fallen dabei häufig unter den Tisch. Sie fühlen sich oft für ihre Eltern verantwortlich und übernehmen früh Aufgaben, für die sie noch viel zu klein sind. Sie erledigen z. B. den Haushalt, versorgen jüngere Geschwister, kontrollieren den Alkoholkonsum des süchtigen Elternteils, besorgen Alkohol oder gießen Alkohol in den Abfluss. Oft verhalten sich die Kinder, als wären sie die Eltern ihrer Eltern.

In einer alkoholkranken Familie ist nichts sicher

Wenn Zuneigung und Aufmerksamkeit davon abhängig sind, ob und wie viel der alkoholkranke Elternteil getrunken hat, wird die Unsicherheit zur oft einzigen Konstante im Leben der Kinder. Alkoholiker/innen lieben ihre Kinder, sie unterliegen aber aufgrund ihrer Krankheit starken Stimmungsschwankungen. Die Kinder werden durch dieses emotionale Wechselbad stark verunsichert. Wie Seismografen versuchen sie, jedes Anzeichen für eine drohende Stimmungsschwankung zu erkennen und sich darauf einzustellen. Letztlich sind sie aber der Unberechenbarkeit der Familiensituation ausgeliefert.

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