Weihnachten 1984

Wohl zuviel gewesen, irgendwie hab ich mir ne Magen Darm Grippe eingefangen und das nun gerade als ich mal wieder mich vom Wochenende erholt habe und auf den Weihnachtsmarkt nach Paderborn mit meiner Gruppe fahren wollte.
Nunja denn.
Ich hatte extra ein bißchen Geld dafür zurück gelegt, damit ich mir dann auch mal irgendwas schönes Gönnen kann.
Nun muss ich eben noch ein bißchen warten.
Eben war nach Langer Zeit mal wieder meine Cousine da um ein paar Filigrane Sterne die wir auch auf unseren Adventsbasar angeboten haben, abzuholen.
Ich habe mich sehr gefreut das sie da war.
Aber ich habe ihr kaum etwas von mir erzählt.
Ich habe immer noch indirekt die Angst das man mich nicht ernst nehmen könnte.
Außerdem bin ich kein Mensch der mit der Tür ins Haus fällt.
Meine andere Cousine mit der ich so oft als Kind zusammen war, geht es gesundheitlich auch sehr schlecht.
Muss wieder operiert werden.
Mir tut es im Herzen leid.
Aber sie meldet sich überhaupt nicht mehr bei mir.
Jedenfalls erzählte sie mir, von einem gemeinsamen Kaffee trinken da hab ich dann nichts zu suchen und selbst einladen tue ich mich nicht.
Es ist schön das sich die Geschwister unter sich verstehen und treffen.
Früher als ich klein war gehörte ich auch noch mit dazu.
Aber da war es ja insgesamt, so daß die ganze Familie zusammen war.
Ja da war Weihnachten auch noch etwas besonderes.
Ich glaubte bis zu meinem achten Lebensjahr an das Christkind.
Und als ich Acht Jahre alt war, war es von jetzt auf gleich, das meine Träume zerplatzten.
Ich kann mich nur zu gut an das Weihnachtsfest erinnern.
Meine Mutter und ihr Freund Peter und ich, sind am heiligen Abend, noch einkaufen gewesen.
Und alles was meine Mutter kaufte waren zwei Flaschen Klaren Korn und vielleicht ein bißchen Gebäck und was fürs Brot.
Ich erinnere mich, wie meine Mutter im Laufe des Tages immer komischer wurde.
Ich saß in meinem Lieblingssessel und schaute mir Kinderserien an die am Heiligen Abend, in der ARD oder ZDF ausgestrahlt wurden.
Dann gegen 17 Uhr ging ich wie immer am heilig Abend in die Badewanne bevor das Christkind kam.
Wir haben das immer so handgehabt, doch irgendwie hörte ich ein poltern und scheppern aus dem Badezimmer.
Als ich fertig war, sagte meine Mutter das ich ruhig schon kommen sollte.
Ansonsten hatte sie es immer so spannend gemacht, wir schauten früher erst immer durch die Milchglas Scheibe zum Wohnzimmer
Und dann öffneten wir den Spalt, und schaute ganz gespannt und freudig auf den Tannenbaum und auf den Gabentisch.
Diesmal war es völlig anders, meine Mutter konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Und bevor ich überhaupt alles sehen konnte, schickte sie mich wütend wieder nach draußen sie meinte
„duas chrriskind hat no was vvvergessn“ Betrunken wie sie stammelte!
Nach kurzer Zeit, ging die Tür zum zweiten Mal auf und auf dem Tisch stand nun eine Weihnachtspyramide
Die für mich ja nun nicht so umwerfend toll war.
Ich war nur traurig, und laut meiner Mutter „zog ich wieder ein Gesicht“ ohne zu verstehen warum ich dies zog.
Ab den Moment wusste ich, es gibt gar kein Christkind.
Meiner Mutter ging es dann von jetzt auf gleich furchtbar schlecht.
Schnell holte ich den Eimer, Peter war nüchterner als sie.
Zwar auch betrunken aber es ging noch.
Meine Mutter legte sich dann einfach auf das Sofa, Peter sagte zu mir, das es Mama nicht gut gehen würde und nur einen Moment zum ausruhen brauche.
Es gab dann auch keinen Braten wie an den Weihnachten vorher.
Es gab nix.
Ich ließ meine Mutter schlafen, Peter wachte neben ihr und rauchte eine Zigarette nach der nächsten.
Und ich spürte das ich immer schlechter Luft bekam.
Denn ich hatte schweres Asthma und solche Situationen machte das ganze nur noch schlimmer.
Ich glaube zu wissen das dieses Weihnachten sehr mager ausfiel, meine Mutter hatte eh nicht viel Geld da sie von der Sozial Hilfe lebte, da blieb dann außer Zigaretten, Korn und Bier nicht mehr viel übrig.
Ich weiß heute nicht mehr was ich an dem Weihnachtsabend bekam.
Aber es war diesmal nicht viel.
Ich spielte mit meinem Barbie Puppen, aber als ich in mein Zimmer ging um die Puppen zu holen, überkam mich wieder dieser Selbsthass und ich biss mir wieder in den Handrücken.
Ich wusste ja wo Mamas Versteck für den Korn war.
Ich ging dann als sie noch schlief in die Küche unter der Spüle war ein Schiebetüren Schrank, neben den Töpfen und dem Spüli und den Kartoffeln stand da dann ein paar leere Bierflaschen, und die zwei Flaschen Korn die sie gekauft hatte, die eine Flasche war leer, und die zweite war bis auf ein Rest auch leer getrunken.
Kein Wunder dachte ich, das es ihr so schlecht ging.
Den Geruch habe ich heute noch in der Nase.
Irgendwann zwischen 22 Uhr und 23 Uhr wachte sie dann wieder auf.
Fast nüchtern, aber anstatt wir dann noch weiter zusammen etwas Weihnachten feiern, sagte sie zum Peter das sie noch was bräuchte und dann musste er mit mir noch zur Tankstelle gehen, die noch bis um Mitternacht geöffnet hatte.
So war dieses Weihnachten das ich wohl niemals vergessen werde.
Meine Mutter hat es längst vergraben.
Aber ich hab dennoch den Glauben an ein wahres Christkind nicht verloren, ich trage es in mir in meinen Erinnerungen an den ersten Lebensjahren wo Weihnachten noch Weihnachten war.
Und Liebe über alles herrschte.

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Weihnachten 1984

Weihnachten 1984

Wohl zuviel gewesen, irgendwie hab ich mir ne Magen Darm Grippe eingefangen und das nun gerade als ich mal wieder mich vom Wochenende erholt habe und auf den Weihnachtsmarkt nach Paderborn mit meiner Gruppe fahren wollte.
Nunja denn.
Ich hatte extra ein bißchen Geld dafür zurück gelegt, damit ich mir dann auch mal irgendwas schönes Gönnen kann.
Nun muss ich eben noch ein bißchen warten.
Eben war nach Langer Zeit mal wieder meine Cousine da um ein paar Filigrane Sterne die wir auch auf unseren Adventsbasar angeboten haben, abzuholen.
Ich habe mich sehr gefreut das sie da war.
Aber ich habe ihr kaum etwas von mir erzählt.
Ich habe immer noch indirekt die Angst das man mich nicht ernst nehmen könnte.
Außerdem bin ich kein Mensch der mit der Tür ins Haus fällt.
Meine andere Cousine mit der ich so oft als Kind zusammen war, geht es gesundheitlich auch sehr schlecht.
Muss wieder operiert werden.
Mir tut es im Herzen leid.
Aber sie meldet sich überhaupt nicht mehr bei mir.
Jedenfalls erzählte sie mir, von einem gemeinsamen Kaffee trinken da hab ich dann nichts zu suchen und selbst einladen tue ich mich nicht.
Es ist schön das sich die Geschwister unter sich verstehen und treffen.
Früher als ich klein war gehörte ich auch noch mit dazu.
Aber da war es ja insgesamt, so daß die ganze Familie zusammen war.
Ja da war Weihnachten auch noch etwas besonderes.
Ich glaubte bis zu meinem achten Lebensjahr an das Christkind.
Und als ich Acht Jahre alt war, war es von jetzt auf gleich, das meine Träume zerplatzten.
Ich kann mich nur zu gut an das Weihnachtsfest erinnern.
Meine Mutter und ihr Freund Peter und ich, sind am heiligen Abend, noch einkaufen gewesen.
Und alles was meine Mutter kaufte waren zwei Flaschen Klaren Korn und vielleicht ein bißchen Gebäck und was fürs Brot.
Ich erinnere mich, wie meine Mutter im Laufe des Tages immer komischer wurde.
Ich saß in meinem Lieblingssessel und schaute mir Kinderserien an die am Heiligen Abend, in der ARD oder ZDF ausgestrahlt wurden.
Dann gegen 17 Uhr ging ich wie immer am heilig Abend in die Badewanne bevor das Christkind kam.
Wir haben das immer so handgehabt, doch irgendwie hörte ich ein poltern und scheppern aus dem Badezimmer.
Als ich fertig war, sagte meine Mutter das ich ruhig schon kommen sollte.
Ansonsten hatte sie es immer so spannend gemacht, wir schauten früher erst immer durch die Milchglas Scheibe zum Wohnzimmer
Und dann öffneten wir den Spalt, und schaute ganz gespannt und freudig auf den Tannenbaum und auf den Gabentisch.
Diesmal war es völlig anders, meine Mutter konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Und bevor ich überhaupt alles sehen konnte, schickte sie mich wütend wieder nach draußen sie meinte
„duas chrriskind hat no was vvvergessn“ Betrunken wie sie stammelte!
Nach kurzer Zeit, ging die Tür zum zweiten Mal auf und auf dem Tisch stand nun eine Weihnachtspyramide
Die für mich ja nun nicht so umwerfend toll war.
Ich war nur traurig, und laut meiner Mutter „zog ich wieder ein Gesicht“ ohne zu verstehen warum ich dies zog.
Ab den Moment wusste ich, es gibt gar kein Christkind.
Meiner Mutter ging es dann von jetzt auf gleich furchtbar schlecht.
Schnell holte ich den Eimer, Peter war nüchterner als sie.
Zwar auch betrunken aber es ging noch.
Meine Mutter legte sich dann einfach auf das Sofa, Peter sagte zu mir, das es Mama nicht gut gehen würde und nur einen Moment zum ausruhen brauche.
Es gab dann auch keinen Braten wie an den Weihnachten vorher.
Es gab nix.
Ich ließ meine Mutter schlafen, Peter wachte neben ihr und rauchte eine Zigarette nach der nächsten.
Und ich spürte das ich immer schlechter Luft bekam.
Denn ich hatte schweres Asthma und solche Situationen machte das ganze nur noch schlimmer.
Ich glaube zu wissen das dieses Weihnachten sehr mager ausfiel, meine Mutter hatte eh nicht viel Geld da sie von der Sozial Hilfe lebte, da blieb dann außer Zigaretten, Korn und Bier nicht mehr viel übrig.
Ich weiß heute nicht mehr was ich an dem Weihnachtsabend bekam.
Aber es war diesmal nicht viel.
Ich spielte mit meinem Barbie Puppen, aber als ich in mein Zimmer ging um die Puppen zu holen, überkam mich wieder dieser Selbsthass und ich biss mir wieder in den Handrücken.
Ich wusste ja wo Mamas Versteck für den Korn war.
Ich ging dann als sie noch schlief in die Küche unter der Spüle war ein Schiebetüren Schrank, neben den Töpfen und dem Spüli und den Kartoffeln stand da dann ein paar leere Bierflaschen, und die zwei Flaschen Korn die sie gekauft hatte, die eine Flasche war leer, und die zweite war bis auf ein Rest auch leer getrunken.
Kein Wunder dachte ich, das es ihr so schlecht ging.
Den Geruch habe ich heute noch in der Nase.
Irgendwann zwischen 22 Uhr und 23 Uhr wachte sie dann wieder auf.
Fast nüchtern, aber anstatt wir dann noch weiter zusammen etwas Weihnachten feiern, sagte sie zum Peter das sie noch was bräuchte und dann musste er mit mir noch zur Tankstelle gehen, die noch bis um Mitternacht geöffnet hatte.
So war dieses Weihnachten das ich wohl niemals vergessen werde.
Meine Mutter hat es längst vergraben.
Aber ich hab dennoch den Glauben an ein wahres Christkind nicht verloren, ich trage es in mir in meinen Erinnerungen an den ersten Lebensjahren wo Weihnachten noch Weihnachten war.
Und Liebe über alles herrschte.

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