Du bist wertlos, „sagte dein Ich“! Teil 6

Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich diese bestimmten Dinge über meine Mutter schreibe, was sie getan hat, auch heute noch.

Genau wie damals, wenn ich bei meiner Oma war und ab und an sagte was mir auf der Seele brannte.

Ich will sicherlich nichts Schlechtes über meine Mutter schreiben, denn sie ist nicht schlecht, sondern der Alkohol war schlecht.

Die Menschen, die sie dazu verführten, waren schlecht und ein Teil von ihr, der es nicht lassen konnte und dann der Alkohol wichtiger war als alles andere.

Wenn sie auch immer mal sagte, dass ich ihr einziger Lebensinhalt wäre, hat sie dafür nicht aufgegeben zu trinken.

Die Sucht war stärker als jede Liebe, die ich ihr gegeben habe.

Die Jahre zogen dahin und es schien sich alles wieder einzupendeln so wie ich es schon immer kannte.

Und die Heimzeit lag über mir wie eine dunkle Wolke, die einfach nicht weiterziehen wollte.

Zu viele Erinnerungen kamen immer wieder hoch, schmerzhafte Augenblicke, wo ich betete, bitte lass mich wieder nach Hause kommen.

Ich hielt es nicht aus von Zuhause und meiner Mutter getrennt zu sein. Es war das fürchterlichste und grausamste was ich erleben durfte.

Denn die Angst, die mich beherrschte, dass meine Mutter dann noch mehr Dummheiten macht, überragten so sehr, dass ich selbst an ganz letzter Stelle kam.

Ich selbst war nur ein Scheinbild, nur der Begleiter und Beschützer meiner Mutter. So empfinde ich, dass ich ein Engel bin, kein Mensch, der meine Mutter vor größeren Schäden bewahrt.

Ich wollte das jeden damals weiß machen, dass ich es, bin die, meine Mutter aus dem Alkohol Sumpf retten will und kann.

Aber jeder, der Erzieher und Betreuer oder Psychologen und Ärzte ermahnten mich immer wieder, dass ich nicht verantwortlich für das Leben meiner Mutter sei.

Dass es an der Zeit wäre an mich selbst zu denken und meine eigenen Wünsche zu äußern und nachzugehen.

Aber das tat ich kaum. Wenn ich banale Wünsche hatte, konnte ich diese mir meist selbst erfüllen.

Ich hatte nie große Ziele, geschweige denn Wünsche.

Der einzige Wunsch, den ich hatte, war, dass meine Mutter endlich von dem Alkohol wegkommt.

Und dass es ihr gut geht. Was mit mir war, war nicht wichtig ich war nicht wichtig.

Kurz vor der Jahrtausendwende, es mag so 1998 und 1999 gewesen sein, konzentrierte ich mich hin und wieder auf meine eigenen Gefühle.

Oft war ich traurig, dass ich keine Freunde mehr hatte und auch kein neuer Anschluss mehr fand.

Nur zwei Freunde aus der Schule erkannten mich wieder und ab und an besuchte man sich.

Zu meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag kam eine Schulfreundin, ich hatte mich immer sehr gefreut da ich ja schon erwachsen war, dachte ich gebe zum Empfang jeden einen Schluck Sekt. Auch meine Oma war da.

Sie schaute komisch als ich auf einmal die Gläser mit Sekt füllte, mir zuliebe trank sie einen Schluck davon, aber man sah sofort das Rot ansteigen in ihrem Gesicht.

Meine Mutter trank das Glas gleich leer, ich und meine Freundin tranken Schluck für Schluck genüsslich.

Und dann war es auch gut, denn der Kuchen und das Abendessen waren doch viel leckerer als dieses Kribbelwasser.

Nach meiner Meinung nach habe ich mitbekommen wie sich meine Mutter den Rest des Sekts hinter die Binsen kippte.

Und dann auch einen hochroten Kopf bekam.

Meine Schulfreundin blieb drei Tage, meine Mutter regte sich darüber auf, dass sie nicht so ordentlich war und ihre Sachen nicht vernünftig zusammenpackte.

Dass sie nur dasaß und nichts mit mir unternahm, und gerne ihre Süßigkeiten aß und mir davon ein oder höchstens zweimal etwas von abgab.

Meine Mutter trank, und was für mich ja schon normal war, kannte meine Schulfreundin nicht.

Als meine Mutter dann wieder aus-flüchtig wurde, reichte es ihr und rief ihre Stiefmutter an.

Meine Mutter sagte gleich im betrunkenen Kopf, dass die Freundin mich ja auch für drei Tage mitnehmen könnte und ich mich ebenfalls so bei ihr durch fressen könnte.

Meine Freundin fragte ihre Stiefmutter, die sofort einwilligte.

Ich fuhr somit zu ihrem Haus, das sie auf einem kleinen Dorf hatten.

Ich fühlte mich unwohl bei der Sache, auch wenn ich immer so lustig tat und als ob alles okay wäre, war in mir so ein Sturm.

So konnte ich nicht verstehen, warum meine Mutter mich loswerden wollte.

Sie konnte doch machen, was sie wollte, oder etwa doch nicht, wenn ich da war.

So blieb ich knapp drei Tage bei meiner Freundin, insgeheim tat es mir leid, dass meine Mutter so grausam sein konnte und sie es nicht so wahrnahm wie ich es wahrgenommen habe.

Ich war enttäuscht und hatte sowieso an keine Besserung mehr geglaubt.

Ich lebte nur noch so dahin…

Denn immer egal was ich tat, es war meistens falsch oder nicht richtig. Ich hatte tausende Fehler und Sünden begangen laut meiner Mutter. Ich nahm so auch alle Schuld auf mich.

Fühlte mich mehr und mehr wie ein verlorenes Blatt im Wind, das nirgends wo zugehört und sowieso alles falsch macht.

Ich war und bin nie wertvoll gewesen, nur wenn ich lieb und gut war, dann war alles ok. Ansonsten war ich nur das Stück Scheiße. Und dafür hasste ich mich jeden Tag ein bisschen mehr.

Wie oft fragte ich mich, warum bin ich überhaupt geboren, wenn mich eh keiner liebt, keiner braucht und wertschätzt, wozu all diese Qualen.

Warum wird meine Gutmütigkeit so mit Füßen getreten?

Meine Welt war dunkel, leer und verdammt einsam.

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Du bist wertlos, „sagte dein Ich“! Teil 6

Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich diese bestimmten Dinge über meine Mutter schreibe, was sie getan hat, auch heute noch.

Genau wie damals, wenn ich bei meiner Oma war und ab und an sagte was mir auf der Seele brannte.

Ich will sicherlich nichts Schlechtes über meine Mutter schreiben, denn sie ist nicht schlecht, sondern der Alkohol war schlecht.

Die Menschen, die sie dazu verführten, waren schlecht und ein Teil von ihr, der es nicht lassen konnte und dann der Alkohol wichtiger war als alles andere.

Wenn sie auch immer mal sagte, dass ich ihr einziger Lebensinhalt wäre, hat sie dafür nicht aufgegeben zu trinken.

Die Sucht war stärker als jede Liebe, die ich ihr gegeben habe.

Die Jahre zogen dahin und es schien sich alles wieder einzupendeln so wie ich es schon immer kannte.

Und die Heimzeit lag über mir wie eine dunkle Wolke, die einfach nicht weiterziehen wollte.

Zu viele Erinnerungen kamen immer wieder hoch, schmerzhafte Augenblicke, wo ich betete, bitte lass mich wieder nach Hause kommen.

Ich hielt es nicht aus von Zuhause und meiner Mutter getrennt zu sein. Es war das fürchterlichste und grausamste was ich erleben durfte.

Denn die Angst, die mich beherrschte, dass meine Mutter dann noch mehr Dummheiten macht, überragten so sehr, dass ich selbst an ganz letzter Stelle kam.

Ich selbst war nur ein Scheinbild, nur der Begleiter und Beschützer meiner Mutter. So empfinde ich, dass ich ein Engel bin, kein Mensch, der meine Mutter vor größeren Schäden bewahrt.

Ich wollte das jeden damals weiß machen, dass ich es, bin die, meine Mutter aus dem Alkohol Sumpf retten will und kann.

Aber jeder, der Erzieher und Betreuer oder Psychologen und Ärzte ermahnten mich immer wieder, dass ich nicht verantwortlich für das Leben meiner Mutter sei.

Dass es an der Zeit wäre an mich selbst zu denken und meine eigenen Wünsche zu äußern und nachzugehen.

Aber das tat ich kaum. Wenn ich banale Wünsche hatte, konnte ich diese mir meist selbst erfüllen.

Ich hatte nie große Ziele, geschweige denn Wünsche.

Der einzige Wunsch, den ich hatte, war, dass meine Mutter endlich von dem Alkohol wegkommt.

Und dass es ihr gut geht. Was mit mir war, war nicht wichtig ich war nicht wichtig.

Kurz vor der Jahrtausendwende, es mag so 1998 und 1999 gewesen sein, konzentrierte ich mich hin und wieder auf meine eigenen Gefühle.

Oft war ich traurig, dass ich keine Freunde mehr hatte und auch kein neuer Anschluss mehr fand.

Nur zwei Freunde aus der Schule erkannten mich wieder und ab und an besuchte man sich.

Zu meinem zweiundzwanzigsten Geburtstag kam eine Schulfreundin, ich hatte mich immer sehr gefreut da ich ja schon erwachsen war, dachte ich gebe zum Empfang jeden einen Schluck Sekt. Auch meine Oma war da.

Sie schaute komisch als ich auf einmal die Gläser mit Sekt füllte, mir zuliebe trank sie einen Schluck davon, aber man sah sofort das Rot ansteigen in ihrem Gesicht.

Meine Mutter trank das Glas gleich leer, ich und meine Freundin tranken Schluck für Schluck genüsslich.

Und dann war es auch gut, denn der Kuchen und das Abendessen waren doch viel leckerer als dieses Kribbelwasser.

Nach meiner Meinung nach habe ich mitbekommen wie sich meine Mutter den Rest des Sekts hinter die Binsen kippte.

Und dann auch einen hochroten Kopf bekam.

Meine Schulfreundin blieb drei Tage, meine Mutter regte sich darüber auf, dass sie nicht so ordentlich war und ihre Sachen nicht vernünftig zusammenpackte.

Dass sie nur dasaß und nichts mit mir unternahm, und gerne ihre Süßigkeiten aß und mir davon ein oder höchstens zweimal etwas von abgab.

Meine Mutter trank, und was für mich ja schon normal war, kannte meine Schulfreundin nicht.

Als meine Mutter dann wieder aus-flüchtig wurde, reichte es ihr und rief ihre Stiefmutter an.

Meine Mutter sagte gleich im betrunkenen Kopf, dass die Freundin mich ja auch für drei Tage mitnehmen könnte und ich mich ebenfalls so bei ihr durch fressen könnte.

Meine Freundin fragte ihre Stiefmutter, die sofort einwilligte.

Ich fuhr somit zu ihrem Haus, das sie auf einem kleinen Dorf hatten.

Ich fühlte mich unwohl bei der Sache, auch wenn ich immer so lustig tat und als ob alles okay wäre, war in mir so ein Sturm.

So konnte ich nicht verstehen, warum meine Mutter mich loswerden wollte.

Sie konnte doch machen, was sie wollte, oder etwa doch nicht, wenn ich da war.

So blieb ich knapp drei Tage bei meiner Freundin, insgeheim tat es mir leid, dass meine Mutter so grausam sein konnte und sie es nicht so wahrnahm wie ich es wahrgenommen habe.

Ich war enttäuscht und hatte sowieso an keine Besserung mehr geglaubt.

Ich lebte nur noch so dahin…

Denn immer egal was ich tat, es war meistens falsch oder nicht richtig. Ich hatte tausende Fehler und Sünden begangen laut meiner Mutter. Ich nahm so auch alle Schuld auf mich.

Fühlte mich mehr und mehr wie ein verlorenes Blatt im Wind, das nirgends wo zugehört und sowieso alles falsch macht.

Ich war und bin nie wertvoll gewesen, nur wenn ich lieb und gut war, dann war alles ok. Ansonsten war ich nur das Stück Scheiße. Und dafür hasste ich mich jeden Tag ein bisschen mehr.

Wie oft fragte ich mich, warum bin ich überhaupt geboren, wenn mich eh keiner liebt, keiner braucht und wertschätzt, wozu all diese Qualen.

Warum wird meine Gutmütigkeit so mit Füßen getreten?

Meine Welt war dunkel, leer und verdammt einsam.

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